Heinrich-Böll-Stiftung

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Claudia Hajek

Area, 2013,
Bausatz, Aluminiumfelder à 1 x 1 m (Rollenmaterial) und Hölzer à 2 m,
Maße und Anordnung variabel

Claudia Hajek

Alufassade 2008, Aluminium und Holz, je 650 x 100 x 8 cm,
Localize-Festival, Filmmuseum u. Universität Potsdam Foto:© Lisa Calais, Berlin

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Claudia Hajek

*1967 in Bielefeld, lebt und arbeitet in Potsdam

Claudia Hajek baut Rauminstallationen und Objekte.
Studium der Bildenden Kunst an der HDK Berlin (jetzt UdK) und an der Kunstakademie Budapest

Aus dem Prozess des Legens, des Beschwerens, der Überwindung von Materialspannungen und Widerständen resultiert eine kompositorische Anordnung von Flächen und Linien, eine besondere Zone im Ausstellungsraum. Der Besucher erfährt in seiner eigenen Bewegung unmittelbar die Annäherung an ein aufgeladenes Terrain.

In meinen künstlerischen Arbeiten erforsche ich Räume; untersuche die Zusammenhänge von Licht, Raum und Bewegung. Es entstehen Raumsituationen, die diese Zusammenhänge neu und anders erfahrbar machen. Raum ist für mich Grundmaterial und Beziehungsgefüge.

Häufig verwende ich in meinen Arbeiten Aluminiumbleche, wobei mich deren soghafte als auch Distanz schaffende Wirkung interessiert. Große, Licht reflektierende Aluminiumflächen verändern die vorgefundene Situation, definieren den Raum neu.

In Schlesien habe ich familiäre Wurzeln, die ich dennoch eher als einen weißen Fleck auf der inneren Landkarte empfinde. Ein Ort also, der real und emotional noch unerforscht ist für mich. Aus einem inneren Impuls heraus habe ich mich entschlossen, mich auf eine künstlerische Expedition zu begeben, deren Ausgang offen ist.

Doris Hinzen-Röhrig, Zeichnung, Hommage à Huta Zabrze, Acryl / Grafit, 2013

Hommage à Huta Zabrze Acryl / Grafit, 2013

Doris Hinzen-Röhrig, Zeichnung, Hommage à Huta Zabrze, Acryl / Grafit, 2013 Doris Hinzen-Röhrig, Zeichnung, Hommage à Huta Zabrze, Acryl / Grafit, 2013

Hommage à Huta Zabrze Acryl / Grafit, 2013

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Doris Hinzen-Röhrig

*1951 in Saarbrücken, lebt und arbeitet in Berlin

www.dorishinzen-roehrig.com

Doris Hinzen-Röhrig arbeitet im Bereich Malerei, Zeichnung, Installation. Studium Grafik-Design, Kunstgeschichte/Soziologie, Experimentelle Zeichnung.

Beim Zusammenfügen meiner fotografischen Einzelteile von "Huta Zabrze" entstand für mich ein einziger großer Raumkörper als plastisches Stück Industrie-Geschichte von Zabrze und Umgebung. Die daraus resultierende 8-teilige Bildinstallation ist als "Hommage" zu verstehen und richtet sich vor allem an die Menschen, deren Schicksal sich mit "Huta Zabrze" auf mir unbekannte Weise verbindet.

Teile meiner Familie stammen aus dem heutigen Polen. Meine Suche nach sichtbaren Spuren deutsch-polnischer Geschichte, in Anlehnung an den familiären Ursprung, begann unlängst in Stettin. Hier überraschten mich prachtvoll sanierte historische Bauten und Stadtteile ebenso wie Großbaustellen nicht mehr bewohnter Wohnkomplexe, die in ihrer Versehrtheit widersprüchliche, ästhetische Empfindungen in mir auslösten. Tapetenfragmente abgerissener Seitenflügel wirkten eher malerisch schön anstatt hässlich wie Wunden. Gleichzeitig erlebte ich an diesen Orten den stillen Protest von "Streetart". Bildkommentare unterschiedlichster Färbung erinnern an Häuser als zerbrechliche Schutzhüllen menschlicher Schicksale.

Auch in Schlesien möchte ich mich mit Kamera und Zeichenstift nach öffentlichen "Meinungsbildern" umschauen und dabei mit Künstlerinnen und Bewohnern in Dialog treten.

georgia Krawiec, stereoskopische Lochkamerafotografien auf Silberpapier, Stereoskope 2013

"Dichotomie der Nester."
Installation stereoskopische Lochkamerafotografien auf Silberpapier, Stereoskope] 2013

georgia Krawiec, Fotogramm & Lochkamerafotografie auf Silbergelatinepapier, getont, 2008 georgia Krawiec, Fotogramm & Lochkamerafotografie auf Silbergelatinepapier, getont, 2008

"EXodus - Ćwiczenia martyrologiczne II",
Fotogramm & Lochkamerafotografie auf Silbergelatinepapier, getont, 2008
"EXodus - Ćwiczenia martyrologiczne VI",
Fotogramm & Lochkamerafotografie auf Silbergelatinepapier, getont, 2008

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georgia Krawiec

*1972 in Kędzierzyn-Koźle, lebt und arbeitet in Berlin

www.georgiakrawiec.net

Kunstfotografin mit dem Schwerpunkt Lochkamerafotografie und analoge Bildmanipulation; Absolventin der Kunstfakultät an der Universität Siegen (Deutschland);

Dichotomie der Nester. Schlesische Porträts von dieser und nicht von dieser Welt. Fotografien schlesischer Geschwister in ihrer häuslichen Umgebung, die durch massenhafte Emigration in die BRD getrennt wurden, aufgenommen mit einer Lochkamera. Die Entwicklung führte zu einschneidender Trennung von Familien, deren Mitglieder sich in unterschiedlichen Kulturen und Sprachgebieten, unterschiedlichen politischen Systemen und Staaten wiederfanden.

Mein Zugang zur Fotografie ist ein permanent suchender. Ich suche nach Identitäten und deren Randzonen. Ein Grundstein meines Schaffensprozesses liegt im Verlust einer im Winter nach Koks und im Sommer nach Schwefel riechenden Heimat - so bestimmen die Heimat und das Fremde als Gegenüberstellung mein Selbstverständnis als Künstlerin und als Mensch. Z.B. im Projekt Deutsche in Polen, in dem ich Deutsche ohne polnischen Herkunftsbezug ablichtete, weise ich auf eine Gruppe hin, die als nichtsichtbare Minderheit unter den Polen lebt und funktioniert.

Das Manuelle an der Fotografie ist für mich von zentraler Bedeutung: durch die Ursprünglichkeit des haptischen Umgangs wird die Fotografie der Zeit entrückt. Ich baue meine Kameras selbst und kann damit bei der Erschaffung der Bildsprache von Anfang an dabei sein.

So erlaubt mir der Verzicht auf Mechanik und Hightech, mich intim den aufgezeichneten Lichtspuren zu nähern.

Kasia Kujawska-Murphy, Identität, Video, Fotografie, 2013

"Identität", Video, Fotografie, 2013

Kasia Kujawska-Murphy, outside-inside, Videoinstallation, Galerie Fortham, London, 2005

"outside-inside", Videoinstallation, Galerie Fortham, London, 2005

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Kasia Kujawska-Murphy

*1970 in Pila, lebt und arbeitet in Poznań und London

www.kujawska-murphy.com

Kasia Kujawska-Murphy arbeitet mit unterschiedlichen Techniken von der Installationskunst über Video bis zur Zeichnung und Malerei; in ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt sie sich vor allem mit Zeit und Raum, mit psychologischen Aspekten des Sehens und der Wahrnehmung, diesen Fragen ordnet sie die eingesetzten Medien unter. Sie ist als Kuratorin von zahlreichen internationalen Ausstellungen in Polen und Japan und als ist Assistentin an der Kunstuniversität in Poznań tätig.

Die Sprache bestimmt unsere Identität. Trotz offener Grenzen in Europa schaffen wir sie – die mentalen Grenzen – selbst. Die Freizügigkeit ist für mich ein Sinnbild der Freiheit.

Es sind elementare Fragen über Licht, Farbe und auch über das Verhältnis zwischen künstlerischer Arbeit und dem Raum, die im Mittelpunkt meines Interesses stehen. Ich definiere den Raum neu – durch Änderungen, die von Harmonie aber auch Disharmonie bestimmt sind. Die psychologischen Aspekte des Sehens und der Wahrnehmung setze ich ein in den von mir benutzten Medien. Meine Händearbeit, sogar meine Gedanken als Kuratorin sind eng verbunden mit dem Raum, dem Ort und dem Bauen. Ich glaube, dass alle Gebäude Sinnbilder von Epochen sind, Zeitzeichen, Spiegel des menschlichen Intellekts. Wichtig für mich ist die Erfahrung der Interaktion mit dem Ort, die Konsequenz der Bedeutung, die den räumlichen Zusammenhang ändert. Bei der Konstruktion meiner Installationen, Bilder und sogar meiner Videos benutze ich geometrische Grundfiguren: Kreis, Dreieck, Rechteck, die Farben: Blau, Rot, Gelb, Weiß und Schwarz, Objekte: eine Kolumne, etwas Drapiertes, einen Tisch, ein Fenster in Form einer Lichtsuggestion. In meiner Umsetzung spreche ich über Veränderung und Poetisierung des Raumes, den ich als ein unabhängiges und vorstellbares Gebiet betrachte. Schlesien interessiert mich als eine Linie der Symmetrie zwischen dem, was ein Märchen und dem, was die Realität ist, zwischen dem Grün und dem Schwarz – den Farben Schlesiens, zwischen Polen und Deutschland.

Kasia Kujawska-Murphy, Identität, Video, Fotografie, 2013

"Bin ich noch in meinem Haus", Fotocollage, Cyanotypie auf Leinenstoff

Kasia Kujawska-Murphy, outside-inside, Videoinstallation, Galerie Fortham, London, 2005

"Disposures (Alte Nationalgalerie #2)",
Fotocollage, Pigmentdruck auf Büttenpapier, 100 x 150 cm, 2009

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Ute Lindner

*1968 in Arnsberg, lebt in Berlin

www.ute-lindner.de

Freischaffende Künstlerin mit Schwerpunkt Fotografie, vertreten in internationalen Sammlungen und Museen, darunter unter anderem Kunsthalle Bremen, National Museum of Art, Osaka, Norton Museum of Fine Arts, Miami, Deutsche Botschaft, Peking.

Eine Reise in die eigene Familiengeschichte ins Riesengebirge. Die letzten Worte Gerhard Hauptmanns stellen die Frage nach der Identität. Wo und wer bin ich? Diesen in Agonie gesprochenen Worten mutet zugleich etwas Reales wie auch (Alb-)Traumhaftes an.

Der Schwerpunkt meiner künstlerischen Arbeit liegt in der Fotografie und deren Weiterverarbeitung mit den digitalen Medien. Es geht um die Wechselwirkung von Gesehenem und Übersehenem, der Ambivalenz v on An- und Abwesenheit und der Schaffung eines (künstlichen) Zwischenraums.

Es entstehen dabei oft raumgreifende, installative Arbeiten. Meine Mutter stammt aus Schlesien, aus Erdmansdorf/Zillerthal (Mysłakowice), wo sie bis zum Alter von 11 Jahren gelebt hat. 2003 war ich gemeinsam mit ihr zum ersten Mal im Riesengebirge und war fasziniert von dem Land, den Leuten und der wechselvollen kulturellen Geschichte.

Ich glaube, dass gerade hier trotz der gerade für Polen so schwierigen Geschichte mit Deutschland die Chance besteht, den europäischen Gedanken zu verwirklichen. Deshalb finde ich es besonders spannend, mich künstlerisch an diesem Austausch zu beteiligen.

Katarzyna Łyszkowska, Południca/Połednica/Pschespolnitza, Installation, Video

"Południca/Połednica/Pschespolnitza", Installation, Video

Katarzyna Łyszkowska, Dźwękobranie - Credo życiowe, instalacja, Sopot Fringe Festival, 2011

Dźwękobranie - Credo życiowe, instalacja, Sopot Fringe Festival, 2011

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Katarzyna Łyszkowska

*1981, wohnt in Olsztyn, arbeitet in Toruń

In ihren Projekten interpretiert die Künstlerin die gesellschaftlich verfestigten Mechanismen neu, indem sie ihnen eine Form von künstlerischen Bilderrätseln verleiht.

Angst vor Unerklärbarem ist eine gemeinsame Empfindung aller Menschen. Die Verkörperung dieser Angst ist die böse Hexe Pschespolnitza, die sich in der Sagenwelt die Kinder holt. Ihr gebe ich die Schuld für die geraubte Identität von 220.000 Kindern im Rahmen des NS-Lebensborn-Programms. Da ich keine logische Erklärung für diese Tragödie finden kann, flüchte ich mich in eine mythische Projektion.

Die konzeptionelle interaktive soziale Kunst steht im Mittelpunkt meines Interesses. Meine Arbeiten sind in mehreren Ebenen angelegt. Ich untersuche den Zustand des modernen Menschen im Zusammenhang mit der Konsumkultur. Ich interessiere mich für das Funktionieren des Menschen in der Gesellschaft.

Kunst ist ein Werkzeug, das ich verwende, um diese Beobachtungen aufzuzeichnen. Gerne verwende ich die interaktive Form der Kunst, die für die Umsetzung meiner Vorhaben am besten passt. Tonannahme Dźwiękobranie (VITALAMPLING) lenkt die Aufmerksamkeit auf das wichtige Problem menschlicher Identität.

Wie kommt das? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Auf diese Fragen ist die Kunst ständig auf der Suche nach Antworten. Mein Projekt ist ein internationaler Versuch einer Katalogisierung der individuellen Lebensverläufe. Jede aufgezeichnete Stimme wird wichtig. Jede Stimme gehört zu einem bestimmten Menschen. Diese Erkenntnis ermöglicht es, das Gesagte zu universalisieren. Ausgehend von einer subjektiven Schreibweise gelangen wir zu einem objektiven Bild der Menschheit: Wie wird es sein ?

Kasia Kujawska-Murphy, Identität, Video, Fotografie, 2013

"Durchdringen", Fotografie/Fotomontage

Kasia Kujawska-Murphy, outside-inside, Videoinstallation, Galerie Fortham, London, 2005

"Die Geschichte von Marian", Katowice, Fotografie, 2010

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Joanna Nowicka

*1977 lebt und arbeitet in Katowice

www.joannanowicka.com

Berufsfotografin/Fotoreporterin, Mitglied des Bundes der Polnischen Kunstfotografen

Biskupice, der älteste Stadtteil von Zabrze, erscheint als Ort mit einer interessanten und bewegten Geschichte; man kann ihn als eine Art Labor verstehen, in dem schlesische, deutsche und polnische Einflüsse aufeinanderprallen. Porträts von Eltern mit ihren Kindern eingelassen in Fotografien des Ortes, der Architektur der Borsigwerk-Siedlung, symbolisieren das Einander-Durchdringen von Vergangenheit und Gegenwart, Raum und Mensch, Geheimnis und Realität.

Ich hatte die Gelegenheit, mehrmals in Zabrze- Biskupice zu fotografieren. Während meines Projekts über die Architektur der Jahre 1945-1989 fotografierte ich dort das Städtische Krankenhaus ehemals Gorniczy und mehrere Wohngebäude; Im Jahr 2009 unterstütze ich das Tierheim "Psitulmnie", in dem ich dort Fotos realisiert habe, die später in der Ausstellung und Auktion präsentiert wurden. Biskupice, als der älteste Stadtteil von Zabrze, scheint ein interessanter Ort mit einer turbulenten Geschichte zu sein. Im Einklang mit meinen Interessen in der Fotografie und in diesem Bezirk, möchte ich einen Versuch unternehmen, ein Porträt von Anwohnern zu erstellen. Die klassische Portraitfotografie oder der Fotojournalismus werden hier meine Werkzeuge sein. Ein Treffen mit den Bewohnern ist eine Gelegenheit für mich, über die Familiengeschichte die Geschichte von Biskupice zu erkunden. Die Architektur steht dabei auch im Fokus meiner Betrachtung. Die ältesten Gebäude in Biskupice stammen aus den Zeiten von Bismarck, nach dem Zweiten Weltkrieg ist dort nicht mehr viel gebaut worden. Die Arbeit am Projekt, mit mehreren Künstlern aus Polen und Deutschland an so einem Ort wie Zabrze – Biskupice wird sicher sehr inspirierend sein mit vielen Anreizen für die Suche nach Geheimnissen dieser Region.

JaniPietsch, Kinderheim in Zabrze – Wandelidentitäten, Wandlungsidentitäten, Wechselidentitäten

"Kinderheim in Zabrze – Wandelidentitäten /Wandlungsidentitäten/Wechselidentitäten",
Installation aus Fotoporträts, Pappkartons und Videointerviews

JaniPietsch, Ewa Weiler

"Ewa Weiler,
Dom Dziecka w Zabrzu, © Ghetto Fighters' House Archives,
Beit Lohamei Haghetaot, Israel

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Jani Pietsch

*1947 im Oberharz, lebt und arbeitet in Berlin

www.janipietsch.de

Als Politikwissenschaftlerin und Historikerin (M.A., 1971), als Autorin und bildende Künstlerin (Autodidaktin) interessieren Jani Pietsch vor allem die Bruchlinien der globalen, der regionalen und der individuellen Geschichte(n).

Ein Fotoalbum, gefunden im Archiv eines Ghettokämpfermuseums im Norden von Israel, ist Ausgangspunkt für die Installation DOM DZIECKA W ZABRZU – SHIFTING IDENTITIES. Die 196 Porträts im Passbildformat wurden zwischen 1946 und 1949 in Oberschlesien aufgenommen. Sie zeigen polnisch-jüdische Kinder, die den Holocaust überlebten, weil polnische Katholiken sie vor den Deutschen versteckten. Im jüdischen Kinderheim von Zabrze (1946–1949) kehrte ihre jüdische Identität zu ihnen zurück. Und das Trauma, als einzige ihrer Familie überlebt zu haben.

Das Material Karton visualisiert die temporäre Situation des Übergangs – den inneren und den äußeren Transit. Miteinander bilden die Kartons eine Art Kartonhaus (2,85 x 2,05 x 1,65). Im Innern berichten drei dieser Kinder, die heute in Israel leben, von den Jahren ihres Überlebens in Polen.

Die Installation DOM DZIECKA W ZABRZU–SHIFTING IDENTITIES thematisiert den Holocaust und hinterfragt das deutsche Stereotyp des polnischen Antisemitismus.

Karina Schönthaler Pośpiech

"Gebettet auf Rosen. Deutsch-polnisches National- und Familiengedächtnis.", Installation, Fotocollage auf Papier und Polyesterfolie auf 12 Bändern

Karina Schönthaler Pośpiech

PUTZ, FRAU ohne Gesicht, Raumtoninstallation über polnische Putzfrauen in Berlin,
Fotomöbiusband, Videofilm 12 min, eingespielter Text von Barbara Kenneweg, 10 min, Kunstraum Bethanien, Berlin, 2010

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Karina Schönthaler Pośpiech

*1961 in Zabrze, lebt in Berlin

www.unisono-art.de

Die Künstlerin befasst sich mit multimedialen Biografie-Porträts im Raum. Studium der Architektur UDK, Philosophie und Kunstgeschichte FU Berlin.

Ich verbinde Abschnitte aus meiner und jener Geschichte auf zweiseitigen Bändern, deren Anordnung durch Stonehenge inspiriert wurde. Ausgewählte historische Fotografien der deutsch-polnischen Familien- und Landesgeschichte zeigen die unterschiedlichen Schichten der Blüten- und Dornenzeiten, in die ich hinein gebettet wurde. Diese Aura wird im inneren und äußeren Kreis erfahrbar entsprechend der persönlichen und öffentlichen Biografie.

Ich bin in Zabrze-Biskupice in der Siedlung Borsigwerk geboren und aufgewachsen. Meine Familie hat deutsche und polnische Wurzeln. Vor unserem Haus verlief früher die deutsch-polnische Grenze. An unserer Tür las ich auf dem Briefschlitz die Aufschrift BRIEFE, da konnte ich noch kein Deutsch und sprach nur Polnisch. Das war vor 1977, dem Jahr meiner Ferienreise nach Deutschland zu meiner Großmutter in Wuppertal.

Von dieser Reise sind wir nach Polen nicht mehr zurück gekehrt. Aufgrund meiner persönlichen Lebensgeschichte in Polen und Deutschland habe ich dieses Projekt initiiert, um Zukunftsvisionen im deutsch-polnischen Verhältnis auszuloten und Utopien für das sich wandelnde Oberschlesien in Kunstprojekten zu visualisieren. Die historische Industriearchitektur der Borsigwerk-Siedlung und deren Bewohner mit ihren Biografien und Ideen sind es, die im Fokus meines Projekts stehen. Die ungewohnte neue Wahrnehmung altbekannter Bilder, das Entdecken, hervorgerufen durch Irritation, sind wesentliche Bestandteile meiner künstlerischen Arbeit.

Mona Tusz 'ich sehe durch Laura', Wandmalerei Film Fotografie

"ich sehe durch Laura", Wandmalerei+Film+Fotografie

Mona Tusz, JagaHugoRatownik, Wandmalerei, Siemianowice Śląskie

"JagaHugoRatownik", Wandmalerei, Siemianowice Śląskie

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Mona Tusz

*in Katowice, wohnt in Siemianowice Śląskie, arbeitet meistens in Schlesien

www.monatusz.art.pl

Malerin, mit Schwerpunkt Straßenmalerei; Organisatorin von esoterischen Reisen in die Welt des Geistes und der Emotionen mit ihrem Reichtum an Oberflächen und Strukturen, Triebkräften, Ungeheuern und Schwerelosigkeitszuständen. Gelegentlich streift sie die Grenze zur Karikatur, Groteske und zum Märchen.

Meine Ferien in der Borsigwerk-Siedlung dauerten einen Monat lang. Beim Malen von Wandmalereien, womit ich die Zeit verbrachte, habe ich – im ständigen Kontakt mit den Bewohnern – mit einem Amateurfilm das Leben des Stadtteils dokumentiert. Im Projekt berücksichtige ich auch andere Orte, für die ebenfalls eine postindustrielle Lücke kennzeichnend ist. Diese Lücke möchte ich ausfüllen.

Ich stamme aus Siemianowice Slaskie, einer Stadt, die in ihren goldenen Jahren als Kohle- und Stahlstadt bekannt war. Ihre Bewohner arbeiteten in den nahegelegenen Stahl- und Bergwerken. Als die Betriebe geschlossen wurden, überflutete eine Welle von Arbeitslosigkeit, Armut und Ohnmacht den Ort. Ich bin mir bewusst, dass meine Stadt nicht der einzige Ort in Schlesien ist mit einer solchen Geschichte. Fast allen alten Arbeitervierteln, S tädten, Bezirken und Stadtteilen geht es so. Mein Teil im Rahmen dieses Projekts wird ein Wandbild sein. Aus meiner Praxis weiß ich, dass solche Aktionen einen starken Einfluss auf die Menschen, Bewohner und Empfänger haben. Der "überfällige" Ort mit den "überfälligen" Menschen verdient einen Kontakt mit der Welt, der das Herz bereichert – Kunst. Diese verlassene Gesellschaftsgruppe, die in einer Flut von Erinnerungen und Träumen über das normale Leben verharrt, sucht nicht kulturelle Leidenschaften, die von geringerem Rang sind, sondern trfitf sie auf der Straße auf dem Weg in den Laden. Durch diese Aktivitäten haben wir die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit auf Probleme, auf so wunderbare Orte zu ziehen und diese Welt vor dem Vergessen zu retten. Eine Welt, die einmal im pulsierenden Leben in einem Wald von Schornsteinen, Rauchwolken, dem Klang der Hämmer und den schwarzen Rändern um die Augen der Bergmänner stand.

© SilesiaTopia 2015